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Mein Gegenüber verquirlt meinen Kopf

Kennen sie das nicht auch aus vielen Begegnungen, dass es Personen gibt, die rhetorisch begabt und wortgewandt sind, aber einen sehr manipulativen Nutzen daraus ziehen?

Sie werden in ein Gespräch verwickelt, haben einen Wunsch, eine Meinung, ein Anliegen und die andere Person redet so intensiv und wortgewandt auf Sie ein, dass sie danach das Gefühl haben, total verwirrt zu sein?

Dies geht so weit, dass sie ihre eigenen Gefühle und auch ihre eigenen Auffassungen anzweifeln. Die andere Person bewegt sie dahin, dass sie an ihren eigenen Gedanken zweifeln. Sie können mit Kritik umgehen? Dann passiert vielleicht folgendes. Sie fragen sich:

  • Vielleicht hat der andere Recht?
  • Bin ich vielleicht merkwürdig?
  • Kann ich möglicherweise meinen Gefühlen nicht vertrauen?

Vertrauen Sie sich

Natürlich ist es möglich, dass Sie unsicher sind, selbst keine klare Meinung haben oder gar Ihre eigenen Gedanken selbst verwirrt, denn nicht immer liegt man mit seinen Gefühlen richtig. Und soziale Kommunikation beruht darauf, dass man sich selber auch überprüft und eventuell zu Korrekturen des eigenen Denkens oder Betrachtens oder Handelns anregen lässt.

Unterschied: Gezielte Manipulation

Zu unterscheiden ist allerdings, wenn es Personen gibt, die ihre Fähigkeit, andere Menschen zu "verquirlen", wie ich es nenne, dazu nutzen, um ihre eigene Anschauung, ihre eigenen Ziele, ihren eigenen Willen und die von ihnen präferierten Vorgehensweisen durchsetzen wollen.

Dies muss nicht böswillig passieren, aber es reicht für Sie aus zu erkennen, dass es passiert. Denn manche Menschen haben ein solches Verhalten so stark „automatisiert“, dass ihnen selbst dieser „manipulative“ Ablauf nicht mehr bewusst wird. Sie sind erfolgreich damit und das reicht ihnen aus.

Dies bedeutet, dass Ihnen die langen Ausführungen der anderen Person einleuchtend scheinen und Sie als betroffene Person vielleicht nicht in der Lage sind, auf die Schnelle zu prüfen, ob der sachliche Inhalt so auch stimmig ist. In Folge verlassen Sie vielleicht Ihren Weg und stellen Ihre Bedürfnisse hinten an?

Sie sind am leichtesten zu manipulieren, wenn Sie selbst zu kritikfähig sind oder ein mangelndes Selbstvertrauen haben.

Denn hier gilt es zu trennen, ob einem inhaltlich etwas begegnet, dass es durchaus zu prüfen gilt, oder ob die kommunizierende Person versucht, Sie zu manipulieren und zu einer Einsicht zu bewegen, die ihr selber nutzt, aber objektiv und sachlich einer Prüfung nicht standhält, oder einfach eine Variante ist, die Ihre Bedürfnisse überhaupt nicht berücksichtigt.

Wie finde ich heraus, ob ich manipuliert werde?

Ich persönlich finde es einen sehr guten Anhaltspunkt, wenn man mit einer Intention in ein Gespräch hinein geht und am Schluss des Gespräches das Gefühl hat, a) man sei völlig verwirrt, b) man fühlt sich nicht mehr wohl und c) man fühlt sich nicht verstanden. Es kann sein, dass Ihr eigener Ansatz tatsächlich nicht optimal war, aber prüfen Sie, ob sich Wut aufstaut, oder ob sie gewonnen wurden. Gewinnende Kommunikation überzeugt, manipulative Kommunikation hinterlässt Unwohlsein und Ohnmacht.

Es geht um Verstehen, nicht um Zustimmen

Denn es geht in einem Gespräch in aller erster Linie nicht darum, dass sich eine Person durchsetzt, sondern es geht in aller erster Linie darum, dass man sich gegenseitig versteht. Infolge dessen ist es nicht notwendig, dass ein Gespräch zur Folge hat, dass die eine oder andere Person der jeweils anderen komplett zustimmen muss, wenn Sie sich gegenseitig oder einseitig verstanden haben.

Die Freiheit, jemandem zuzustimmen, besteht als freie Wahl weiter. Aber egal wie lange jemand auf Sie einredet; Sie haben am Schluss immer die Möglichkeit zu sagen: "Ich habe Dich verstanden und ich kann Dein Denken sehr gut nachvollziehen, aber ich stimme Deinen Schlussfolgerungen nicht zu, denke anders und werde anders handeln, als Du (erwartest)."

Denn häufig habe ich es in Gesprächen erlebt, dass Menschen sehr lange auf einen einreden und am Schluss erwarten, dass man ihnen zustimmt. Selbst wenn man ihnen nur das Signal gegeben hat, dass man sie gut versteht, heißt dies aber noch lange nicht, dass man ihnen im Handeln folgt.

Verstehen, nicht unbedingt folgen:

Manipulative Menschen reagieren verwirrt

Menschen die manipulativ arbeiten, wundert allerdings diese Reaktion. Denn sie sind in der Regel gewohnt, dass sie lange auf Personen einreden und der Meinung, dass ihre Ausführungen dem anderen irgendwann einleuchten müssen, und diese dann in der Konsequenz ihren Ideen und Handlungsvorschlägen folgen müssen.

Dies ist allerdings ein Trugschluss.

Einen anderen Menschen zu verstehen bedeutet noch lange nicht, dass man seinen Wegen folgen muss.

Der Sinn eines Gesprächs

Vorab: Ein echtes Gespräch dient dazu, zwei unterschiedliche Standpunkte, oder sogar ähnliche Standpunkte zu besprechen, zu klären und diese, falls unterschiedlich, zu verstehen.

Erst danach, und das haben meiner Meinung nach viele Menschen nicht verstanden, beginnt der Prozess der Annäherung. Nun beginnt das gemeinsame Bemühen, wenn überhaupt notwendig, einen gemeinsamen Weg oder gar einen Kompromiss zu finden.

Den anderen Menschen so akzeptieren, wie er ist

Sich verstehen kann aber auch bedeuten, dass man den anderen Menschen verstanden hat und ihn genauso akzeptieren und belassen kann. Dann kann der andere seinen Weg gehen, und Sie gegebenenfalls Ihren eigenen. Bei dieser Variante gibt es allerdings keinen gemeinsamen Weg und dennoch einen achtsamen Umgang mit der anderen Person, weil man sie so akzeptiert, wie sie ist.

Gemeinsame Schnittpunkte können wegfallen

Möglicherweise fallen also dann Schnittpunkte für ein gemeinsames Vorgehen weg. Das ist für viele Menschen eine extrem merkwürdige Situation, weil die meisten Menschen nach Übereinstimmung streben und Harmonie suchen.

Aushalten lernen

Auszuhalten, das der tiefe innere Wunsch nach Gemeinsamkeit nicht erfüllbar wird, ist eine große Kunst und bedarf - meiner Meinung nach - großer Reife.

Ich habe nur ganz wenige Begegnungen gehabt, mit zum Teil auch jungen Menschen, die durch ihren sozialen Hintergrund diese Fähigkeit schon in jungen Jahren in sich tragen.